Reflexionen zum PodcastInterview mit Christin Chudy
Im Zuge unseres bald stattfinden workshops „Liebe, Sex und Männlichkeiten“ wurde ich eingeladen bei dem Podcast „Under Pleasure“ mit Christin Chudy über das Thema Männlichkeit(en) zu sprechen und welchen Einfluss verinnerlichte (männliche Rollen-)bilder und Konditionierungen auf das eigene Erleben und den Ausdruck von Sexualität haben können.
What a rollercoaster...
Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Ergebnis ganz zu frieden - einmal eingetaucht, ist es ein Riesenthema und es ist mein erster öffentlicher Podcast! :P. Gleichzeitig, berührt es vulnerable Punkte im Zeitalter des Rüttelns am Patriachat über (vor allem cis-) männliche Erfahrungswelten in Bezug auf Begehren und Sexualität in den öffentlichen Diskurs zu gehen. Erlebnisse in meiner eigenen Biographie, mein Weg von machtkritischer Auseinandersetzung in Bezug auf Männlichkeit und damit verbunden auch mein fortlaufender Postitionierungsprozess zu meinem sozialen und biologisch männlichen Geschlecht spielen alle mit rein.
Als männlich sozialisierte Person, die sowohl Formen von „Mann-sein“ (was auch immer das genau bedeutet) als auch queere Anteile in sich jongliert, sehe ich es als einen kontinuierlichen kritischen Reflexionsprozess in einem System das Werte von Männlichkeit durch Sozialisation fördert, Privilegienstrukturen aufzudecken und verantwortlich mit diesen umzugehen. Diese Arbeit hört nicht auf und so lange wir weiterhin in den patriachalen Strukturen leben, erfordert es für mich ein ständiges wach-sein und dranbleiben!
Auch wenn Männer per se nicht das Patriachat sind (wie ich es an einer Stelle im Podcast sage) möchte ich doch benennen, dass es einen großen Anteil an Menschen gibt, die sich als Mann identifizieren und Strukturen des Patrichats internalisiert haben und (mehr oder weniger bewusst) in ihrem Denken und Handeln verkörpern (viele von diesen Menschen finden wir leider auch in den politischen Führungspositionen wieder): Reproduktion von verletzendem und gewaltvollen Handeln gegenüber marginalisierten Gruppen und/oder weniger privilegierten Menschen, verschiedene Formen von Diskriminierung (Transphobie, Homophobie, Rassismus, Sexismus etc..), religiöse, wirtschaftliche oder Machtinteressen geleitete Kriege können daraus resultieren. Realitätsbezogene Beispiele, wo patriachale Strukturen offensichtlich oder eher subtil am wirken sind, gibt es einige: Das gegenseitige Feiern von Männlichkeitswerten mit entsprechenden Frauenbildern und Ausprägungen von Sexualisierung (Formen von Bro-Culture), das „Männlichkeits-Ego“ in Leitungspositionen und auch die gesellschafltiche Realität von ungleicher Verteilung von Vermögen und Finanzen, sexuelle Gewalt an Frauen, stark religiöse Vorstellungen von Frau-Sein/Mann-Sein etc... the list could go on.
Ich habe gemerkt wie sehr es in mir einen Anspruch gibt, der Komplexität dieses sehr weiten Themas gerecht zu werden, die Auswirkungen und Betroffenheiten in den unterschiedlichen geschlechtlichen Identitäten in einem toxisch patriachalen System einzugehen. Ist mir das gelungen?
Ich weiß es nicht. Aber weiß ich weiß, dass meine Fragen klarer werden und sich weiter stellen: Wie können wir in diesen komplexen Themen das Gespräch wagen, Raum schaffen auch für die Überforderung, Schmerz, Wut oder Trauer, die diese Themen mit sich bringen mögen? Wie können wir in den unterschiedlichen betroffenen Positionen soziale Strukturen von Unterstützung und Miteinander schaffen, uns darin üben uns als lebendige fühlende Menschen zu begegnen und darin präsent sein? Wie können wir den Teppich von Schuld, der unter allem zu liegen scheint, aufnehmen, ausschütteln, ausklopfen und eine aktive Veratnwortungsübernahme in diesem goßen Vorgang von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen vornehmen? Was bedeutet das ganz konkret für unsere menschlichen Beziehungen in unserem näheren und weiterem Umfeld?
Und warum macht es eigentlich Sinn in alledem somatisch mit dem Körper zu arbeiten?
Biolog*Innen zu folge ersetzt der Körper täglich 330 Milliarden Zellen. Jede Sekunde werden 3,8 Millionen neue Zellen produziert. Der Körper ist ein wandelndes Wunder von konstanter Veränderung. Und er bewegt sich immer im Kontext von Systemen, die unser eigenes erleben mit beeinflussen. Wenn unsere inneren Strukturen von außen beeinflusst werden und umgekehrt, Können wir unsere Zellerneuerung viellicht dahingehend voranbringen, dass unser lebendiges körperliches Dasein unserer Mitwelt dient und die Veränderung voranbringt, die wir uns für das Leben, das wir lieben, wünschen...?
- Breath - In aller kürze: Will sagen, das Gespräch ist noch nicht fertig und geht weiter. Ich hoffe dass ich mit diesem Podcast ein paar Denksanstöße und Inspirationen geben konnte, als Referenz zum weiter bewegen, fühlen, denken.
Hier kannst du dir das Interview anhören (das Interview wurde in deutscher Sprache geführt)
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Mit Liebe
Lukas